Ich will schreiben…

Ich will schreiben. Eigentlich ein ganzes Buch. Aber wie wird ein Buch aus… Nichts? Es wird Zeit, dass ich ab und zu einfach mal irgendetwas schreibe. Ich schreibe gar nicht so gut. Ich glaube, ich habe Probleme mit Zeichensetzung, mit der Wortwahl, mit dem Satzbau, den Artikeln, Groß- und Kleinschreibung und überhaupt. Generelle Probleme. Mit Geld zum Beispiel. Äh… Geld ist in diesem Zusammenhang eher unwichtig. Ich kann also gar nicht so gut schreiben. Zumindest werde ich sehr oft von meinen „Fans“ berichtigt. Das finde ich dann immer sehr lustig und traurig zugleich.
Als ich 19 war habe ich Jungs/Männer als Eventuelle Bewerber um meine Hand abgelehnt, die nicht richtig schreiben konnten. Heute finde ich, dass es nicht so schlimm ist wenn es kleine Fehler sind. Grobe Fehler sind natürlich nicht so toll.
Auf der anderen Seite, wer ein Buch schreiben will, der muss natürlich richtig schreiben können. Das ist ja wohl das Mindeste!
Aber worüber soll ich schreiben?
Ich glaube, ich werde nie eine Kabarettistin, in dem eigentlichen Sinne des Wortes. Ist das nicht so, dass man dann kritische Punkte unserer Gesellschaft ansprechen soll? Man muss ein Idealist sein, für das Gute kämpfen. Ich bin einfach nicht so ein Typ Mensch. Es gibt so toll schreibende Künstler. Z.B. Bastian Bielendorfer schreibt immer etwas zum aktuellen Anlass. Wenn grade Bachelor läuft oder anfängt, schreibt er wie frauenfeindlich die Sendung doch eigentlich ist. Er findet immer Worte. Zu jedem Anlass.
Und ich… ich finde so vieles was in der Welt passiert entweder unfassbar traurig oder langweilig! Soll ich darüber, schreiben, worüber grade alle schreiben? Da gibt es so viele schlaue Menschen, die schon etwas zu dem Thema geschrieben haben. Könnte ich überhaupt etwas Neues dazu beitragen?
Ich war schon immer mit einem einzigen Menschen schon überfordert… Und zwar mit mir selbst. Wie soll ich denn über das, was ganz viele Menschen zusammen veranstalten (Weltgeschehen) reden. Das ist mir zu komplex! Ich bin sehr unpolitisch, ich kann nicht für das Gute in der Welt kämpfen… Nicht mit Worten, nicht mit Humor und auch nicht mit Taten… Ok, ich könnte einen Bösewicht mit meiner Gitarre erschlagen, aber leider weiß ich nie so schnell wer eigentlich böse ist. Dazu sehe ich alles zu sehr in verschiedenen Abstufungen, schwarz-weiß-denken ist nicht so meins.
Ich bin froh, wenn ich mich vernünftig um meinen Sohn kümmern kann und dabei auch noch beruflich weiterkomme…
Außerdem, ich war schon immer so anders. Ich kannte und konnte meist die einfachsten Dinge nicht (verstehen). Vieles in der Welt ist mir zu schleierhaft und ich habe keine Lust mich damit auseinander zu setzen. Ich denke immer: Ich sollte es tun! Aber wann? Und warum? Wofür? Dabei kenne ich mich in Dingen aus, von denen die meisten kein Plan haben. Schon immer fand ich so etwas viel faszinierender.
Hier ein Beispiel.
Gesellschaftliche Frage: Gegen oder für Burkaverbot?
Meine Gedanken dazu: Ach, wie spannend. Ich kann an der Art der Frau ein Kopftuch zu binden erkennen aus welchem Land sie kommt. Sollte sie aus der Türkei kommen, erkenne ich sogar die Gemeinschaft zu der sie gehört, oder die Rechtsschule. Da gibt es eine Menge Unterschiede und Feinheiten…
Warum wollen die Menschen hier etwas verbieten, was es hier fast nie gibt? Nikab ist ja nicht gleich Burka. Und wieso heißen Schwimm-hijabs Burkini, die haben doch null von einer Burka. Dann haben wie evtl, einen Burkaverbot, aber nicht Burkiniverbot. Interessant.
Darf man dann noch als Ninja verkleidet zum Karneval?
Dürfen Ärzte dann noch Masken tragen. Ja bestimmt dürfen die. Dürfen dann die Frauen die gerne Nikab tragen würden, eine Arztmaske tragen?
Also, keine Ahnung. Ich habe einfach zu vielen Dingen gar keine Meinung. Es heißt aber nicht, dass mir das alles egal ist, was in der Welt passiert! Ich habe einfach nicht das Gefühl, dass ich etwas tun kann.
Ich glaube, alles was ich kann ist von meinen Erfahrungen zu berichten und meine Beobachtungen aufzuschreiben. Das werde ich also auch tun. Da wäre eine Menge Themen. Aber da ich ein Buch über ein bestimmtes Thema schreiben wollte, nämlich über meine Integration (Vor allem möchte ich meine türkische Zeit und die damit verbundenen Erfahrungen unter die Lupe nehmen), fange ich einfach an.

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Gedanken zu meiner Kunst

Ich bin ja in die Comedy irgendwie reingerutscht. Habe aus gar nicht so lustigem Anlass angefangen Lieder zu schreiben. Zuerst melancholische Songs, dann positive, dann lustige und als ich bei den witzigen Liedern ankam, kamen erste Wortbeiträge hinzu und dann der erste Auftritt in einem richtigen Comedy Rahmen (2012)

Ich habe von Anfang an sehr viel mit Klischees gespielt, russischen Akzent vorgetäuscht und viel übers Saufen gesprochen. Habe mich sehr schnell dadurch von der Maße der Singer& Songwriter bzw. Liedermacher abgehoben. Im Comedybereich ist das Ethnothema eigentlich nicht sehr interessant, weil es fast jeder macht, der einen Migrationshintergrund hat. Gut, es gab am Anfang noch nicht so viele Russen, die Comedy machten. Doch es ändert sich … Die Russen kommen 😉

Als mir das klar wurde, war sie schon da, meine Comedy Figur/ Rolle namens Svetlana Kalaschnikova.

Sie ist wirklich witzig, aber auch sehr klischeehaft. Da möchte ich eigentlich die Klischees nur bedienen, ich bestätige das sehr vereinfachte und sehr mit Vorurteilen behaftete Bild über Russen, das in Deutschland vorherrscht. Doch auch den Blick der russischen Frauen auf Deutschland und die Deutschen habe ich zum Thema von Svetlana gemacht. Das ist eine Figur die am wenigsten zum Denken anregt, weswegen ich sie ehrlich gesagt z.B. für den Karneval für sehr geeignet halte.

Bei der Überlegung, was mich denn aber nun irgendwie von der Maße der Comedy machenden Migranten abhebt kam mir die Geschichte meiner Integration in den Sinn.

Es hat nämlich tatsächlich 10 Jahre gedauert bis ich in Deutschland so richtig angekommen bin und ich habe mich tatsächlich zuerst „unter Türken“ um nicht zu sagen „unter Muslimen“ integriert.

Türkischen Akzent beherrsche ich, weil ich türkisch kann (naja was heißt kann. Ich bin dabei es zu verlernen). Zuerst habe ich ein Lied geschrieben (die uralte Version von dem Stück „Binisch“) wo ich über meine Eindrücke und meine Erfahrungen in der türkisch-deutschen Gesellschaft erzählt habe. Aber schon bald haben sich Pointen angeboten, die das Bild wieder mal klischeehafter gezeichnet haben als es mir lieb war. Aber lustiger! Das Thema empfinde ich als sehr sensibel. Und je mehr ich mich darein vertiefte desto weniger hatte ich Spaß an einfachem Klischees-Bedienen. Ich wollte das Bild der unterdrückten Kopftuchträgerin stürzen. Denn ich bin der Überzeugung, dass viele dieser Frauen viel stärker als Europäerinnen sind. Sie sind nicht so gradlinig, erreichen aber trotzdem was sie wollen. Und zwar so, dass der Mann glaubt, dass er entscheidet.

So ist meine komische Figur oder Rolle Nr. 2 entstanden, Aynur Güzel.

Ich habe selbst vier Jahre lang Kopftuch getragen und fühle mich deshalb berechtigt dieses Thema so zu behandeln. In den vier Jahren habe ich mich sehr viel mit dem Islam auseinandergesetzt und um ehrlich zu sein: Ich mag diese Religion, unabhängig davon, was die Menschen, die das Extreme davon ausleben – machen. Ich würde gerne einige Vorurteile und Klischees über Islam räumen und auch mal etwas Schönes zeigen.

Doch das kann ich nicht (bzw. nicht auf Dauer) aus einer komischen Figur, aus einer Comedy Rolle machen. Aus einer Rolle, die gebrochenes Deutsch spricht. Wie sehr mir auch meine Aynur am Herzen liegt, ich kann sie damit nicht beauftragen.

Ich weiß aber auch nicht, ob ich es selbst tun werde. So ganz ich selbst, die Liza Kos. Vielleicht schreibe ich mal darüber ein Buch. Über diese vier Jahre unterm Kopftuch.

In letzter Zeit ist in mir ein neuer Wunsch erwacht. Ich möchte endlich mehr von mir als Person zeigen.  Von mir selbst, ganz unverstellt, so wie ich bin, denke und fühle, mit meiner Sicht der Welt mit meiner eigenen Meinung und einem eigenen lustigen Blick auf die Situationen des Alltags. Ohne Musik und ohne Rolle! Es kann sein, dass ich mich damit weniger von anderen Comedy Kollegen abheben werde und es wird mehr main-steam sein.  Aber einfacher ist es nicht. Es ist einfacher mit Stimme, Musik und Rollen Menschen zu begeistern. Aber so ganz „nackt“, also nur DU und das Mikro. Das ist für mich eine ganz neue und sehr spannende Herausforderung.

Das nennt man STAND-UP und das ist genau das, was ich noch nicht kann. Ich bin ganz am Anfang. Ich DACHTE ich mache Stand-up wenn ich in meinem Soloprogramm zwischen den Liedern und Rollen etwas erzähle. Doch es hat sich herausgestellt, dass es eher lustiges Erzählen ist.

Stand Up hat eigene Gesetze und ich beginne erst dahinter zu kommen, wie Stand Up funktioniert.

Es ist für mich eine hohe Kunst. Denn das wirkt einfach und natürlich. Aber in Wirklichkeit ist so ein Auftritt wie ein Weg voller Gefahren. Ein falscher Schritt und du verlierst die Menschen.

Mit einem Lied kannst du dich retten. Mit einer Figur machst du dich unangreifbar… Es ist ein wunderschönes Gefühl das Publikum mit Hilfe deiner Talente (singen, tanzen etc.) oder in einer Figur zu gewinnen. Aber sie zu gewinnen nur mit deiner Art zu denken, mit deinem Sinn für Humor mir DIR selbst – das ist 100 mal schöner! Ein unbeschreibliches Gefühl. Und das sage ich jetzt schon, nach grade mal 2-3 richtigen Stand-Up Auftritten!

Ich mache erst die ersten Schritte in diesem Bereich. Das heißt mal wieder viel probieren, viel hinfallen, lernen und schauen was draus wird!

Abschließend möchte ich sagen: Ich höre nicht auf Musikcomedy zu machen, Rollen zu spielen. Aber ich würde gerne auch Stand Up anbieten können! Es gab mehrere Auftritte wo Stand Up einfach besser angekommen wäre.

 

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Das Kranksein

Das schlimmste am Kranksein ist… das Kranksein… Äh… Die Krankheit fühlt sich an wie ein Racheakt von deinem eigenen Körper. Der will dir regelrecht einen reinwürgen und sagt quasi: „Ständig muss ich mir anhören: tu das, tu dies. Und dann bist du immer noch ständig unzufrieden!!! Weißt du was? Ich kündige! Nein, besser noch, ich lass mich mal krankschreiben, dann will ich mal sehen, wie du ohne mich klar kommst!!!“

Man ist natürlich der Chef. Aber dieser Betrieb funktioniert nur mit diesem einen Angestellten. Ich kann schlecht einen anderen Körper für meinen kranken einspringen lassen. Krankheit des Körpers ist einem Streik gleich zu setzen. Der Körper geht auf Demo ins Bett… Die Forderungen sind eindeutig, auf großem Transparent stehen Husten, Scnupfen und Fieber. Diese sind dann wie folgt zu deuten: „Deine Politik macht krank oder dick!“ „Viel Stress für wenig Vitamine – nicht mit mir!“ „Sport für alle… scheiß auf alle, Sport für mich!“…

Was bleibt Dir auch anders übrig, als den Betrieb vorübergehend einzustellen. Und betroffen sind natürlich wie bei der Deutschen Bahn – die Reisenden, die nichts dafür können, hier die Menschen die sich mein Programm anschauen wollten… Und das finde ich am Schlimmsten. Nur weil der Chef zu faul war dem Körper mehr zu geben, mehr S chlaf, mehr Sport, gesündere Ernährung, fallen womöglich Konzerte aus. Das ist furchtbar.

Aber ich bin froh, dass mein Körper zumindest noch nicht kündigt. Ich glaube das wäre das Ende. Äh… meines Lebens.

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Eine schlechte Freundin

Einer meiner guten (oder schlechten?) Vorsätze für das neue Jahr war und ist – die Freundesliste zu aktualisieren sprich zu reduzieren. Das heißt alle Freunde, die keine sind, zu entfernen. Nicht auf Facebook. Nein, nein, ich meine die echte Freundschaft. Im echten Leben. Bei Whatsapp. Bevor ich Menschen entferne oder sogar blockiere habe ich Freundschaft erstmal gegoogelt. Wikipedia sagt:

„Freundschaft ist ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Eine in einer freundschaftlichen Beziehung stehende Person bezeichnet man als Freund oder Freundin.“

Oh-oh, da muss ich aber viel und lang entfernen. Dann lieber eine neue Nummer anschaffen.

Ich meine ernsthaft, wievielen Menschen kann man vertrauen? Zuneigung habe ich zu ganz vielen Menschen. Aber Vertrauen…

Ich muss ehrlich sagen, bei mir klappt es mit der echten Frauenfreundschaft irgendwie nicht. Ich habe es schon oft versucht. Aber oft wollen Frauen nicht mit mir befreundet sein.

Die verhalten sich so, als wollte ich ihnen etwas wegnehmen. Den Mann ausspannen?! Um Gottes Willen, letzten Endes habe ich lang genug gebraucht um meinen eigenen endlich los zu werden!!!

Ich weiß, dass Freundschaft durchaus eine Bereicherung sein kann, deshalb habe ich mir vorgenommen im neuen Jahr nur noch reiche Freunde zu haben. 😀

Nein, quatsch. Eine echte Freundschafrt ist schon was Schönes. Es gibt halt in jeder Beziehung, auch in einer Freundschaft, gute Zeiten und schlechte Zeiten. Die guten Zeiten sind immer dann, wenn eine Freundin zugenommen hat. 😀 Nein, ich mach nur Spaß. Das sind natürlich schlechte Zeiten. Für sie.

Ich hatte mal eine Freundin, die war der Überzeugung, dass es in einer Freundschaft keine Geheimnisse geben darf. Deswegen hat sie alle meine Geheimnisse allen Bekannten erzählt. Auch die, die ich selbst noch gar nicht kannte. Ich meinerseits fand es toll von ihr, dass sie mich immer in ihre Pläne eingeweihn hat. So konnte ich meinen Urlaub exakt auf die Zeit ihres Umzuges legen. Ich bin nämlich so hilfsbereit. Also wenn ich nicht in Urlaub wäre – hätte ich sicher beim Umzug geholfen!!!

Ich bin wirklich für meine Freunde da. Eine gute Freundin kann mich nachts anrufen – es ist gar kein Problem, mein Smartphone ist eh auf lautlos gestellt.

Ok, das klingt so, als wäre ich keine gute Freundin.

Ja, ich führchte das ist wohl so. Es liegt aber eigentlich nur daran, dass ich schon mit mir selbst so überfordert bin, dass ich noch mehr Menschen in meinem Leben nur ertrage, wenn ich mit ihnen verwandt bin.

Ab Februar habe ich eine neue Nummer.

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Ein etwas negativer Beitrag zum Thema Russland

Meine Landsleute mögen mir verzeihen. Es sind nur MEINE Eindrücke.
Ich habe nicht damit gerechnet, dass mir das eines Tages passiert: dass ich mich in dem Land, wo ich mich so heimisch gefühlt habe, so fremd fühlen würde. Klar ist mir schon längst aufgefallen, dass meine Mentalität sich von der Mentalität meiner Eltern unterscheidet. Es gibt gewisse Züge, die ich den Deutschen abgeguckt und mir angeeignet habe. Zum Beispiel gewisse Selbstständigkeit im Denken. Ich weiß, viele könnten sagen, na, so selbstständig im Denken sind aber die meisten Deutschen nicht. Trotzdem ist es viel mehr im Vergleich zu Russland. Im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl dass „der Russe“ sich viel lieber und schneller anlehnen möchte. Ich habe so eine Art Sehnsucht nach einer Führung in Erinnerung. Ich habe sie selbst einst empfunden. Vor der kommunistischen Zeit war das der Zar, danach waren es die sowjetischen Diktatoren, die man liebte. Ich sehe diese innere Sehnsucht überall, in der Familie, wo die Frauen sich mit der relativ traditionellen Rollenverteilung immer noch am glücklichsten fühlen, in der Kirche, wo man dem Priester so gerne jede Entscheidung abgibt. Es gibt viel mehr Respekt vor einer Autorität. Was an sich nicht unbedingt schlecht ist, aber ein Paar Nebeneffekte hat. Wie z.B. mangelndes Verantwortungsbewusstsein.

Die frischsten Eindrücke in Russland sind auf jedem Fall etwas völlig Überraschendes für mich selbst.

Ich habe meine Verwandte und Bekannte ausgefragt und folgendes ist dabei raus gekommen:

Die Einstellungen scheinen sich folgenderweise aufzuteilen. Es gibt einmal die Patrioten, die für Putin sind. Es gibt Patrioten die gegen Putin und seine Politik sind. Und es gibt Menschen, die sich ganz nach Westen orientieren und Patriotismus ist ihnen weniger wichtig als lang ersehnte Demokratie. Ich hatte auch den Eindruck, dass es immer mehr Menschen werden, die sich mit der zweiten Gruppe identifizieren. Da gibt es noch eine Feinheit, manchmal ist man mit der Außenpolitik von Putin durchaus zufrieden, die innenpolitische Entscheidungen findet man jedoch unmöglich (Gesetz gegen homosexuelle Propaganda meist ausgeschlossen). Es wächst eine Unzufriedenheit. Außerdem gibt es eine Bewegung, eine ziemlich patriotische Bewegung, wo es behauptet wird, dass Putin eigentlich sehr wenig selbst entscheiden kann und, dass obwohl er versucht Vieles positiv zu verändern, ihm oft die Hände gebunden sind.

Für mich war es halt etwas befremdlich so viel Patriotismus vorzufinden, auch wenn ich das aus der Kindheit kenne. Ich hatte den Eindruck, dass Menschen das eigene Land so sehr lieben, dass sie sich mit einer sehr großen Freude dann über den Westen lustig machen. Entschuldigung, aber das grenzt für mich an Neid. Das wird natürlich KEIN Russe (der Russland lebt) zugeben wollen. Ich gehe jetzt mal von der allgemeinen in die persönliche Ebene. Die Kommunikation mit meinen Verwandten, gab mir das Gefühl eine verweichlichte, naive, nicht überlebensfähige Ausländerin zu sein. Meine Fragen wurde oft als von oben herabsehend bewertet. Es hat gedauert bis wir uns ausgesprochen haben. Danach wurde es etwas besser, aber immer noch schwierig. Es gibt eine Kluft zwischen dem Überlebenskampf in Russland und der reflektierten und kritischen Lebensart in Deutschland. Das was ich hier in Deutschland so schätze ist die Selbstkritik, dieses Nörgeln und Jammern liebe ich sogar, aber nur dann wenn es darum geht zu zu geben, dass es einfach nicht alles gut läuft in eigenem Land und am liebsten in Verbindung mit dem Wille die Verantwortung zu übernehmen. Russen jammern und nörgeln wenig, dazu haben sie einfach keine Zeit. Statt dessen lachen sie über eigene Eigenarten und interpretieren viele Dinge im Westen als unreflektiertes Gequatsche. Mir gefiel ein Satz vom Vater einer Freundin: „So lange der Mensch in Russland Angst hat vor dem leeren Kühlschrank wird es keine Demokratie geben. Nur wer satt ist, hat Zeit zum Denken.“ Ich habe darüber nachgedacht und mir ist klar geworden: ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe in einer Gesellschaft zu leben und mich weiter zu entwickeln, die Zeit zum Denken hat. Ich bin wirklich dankbar, dass ich diesen Überlebenskampf nicht habe, ich finde es gut, dass man in Deutschland über das Klima, über die Umwelt, Massentierhaltung, Gleichberechtigung in allen Bereichen diskutiert. Und ich finde es schade, dass es man in Russland dazu einfach keine Kraft hat. Aber dazu braucht man in Russland mehr politische Bildung in den Schulen, mehr Aufklärung und ich habe es aber noch nicht so recht verstanden, ob „man“ es in Russland will, das das Volk schlauer wird! Das Volk ist träge, weil es nicht glaubt etwas verändern zu können. Und das finde ich schade. Ich finde diese Passivität sehr blockierend. Statt etwas zu verändern, macht man sich über den Westen lustig. Ich wurde als „zarte deutsche Seele“ bezeichnet in einem Kontext, wo es um simple Alltagsdinge ging (hat nichts mit Deutschland zu tun, ich bin einfach eine schlechte Hausfrau). Und zwar, weil ich im „Haushalt“ keine Tassen gefunden habe. Es war natürlich ein Witzchen. Ich antwortete: „Dann komm doch mal nach Deutschland und ich schaue wie du zurecht kommst“ Die Antwort widerspiegelt die ganze Einstellung: „Wir Russen kommen überall klar und zurecht und sind nicht unterzukriegen“. Amen.

Es war auf jedem Fall einer sehr ernüchternde Reise!

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Moskau

Ich bin in Moskau – nicht in Urlaub. Moskau ist kein Urlaub. Moskau ist Stress. Schnell alles erledigen. Alle Verwandte besuchen. Meine Oma muss ich doppelt so oft besuchen wie alle anderen, sonst ist sie beleidigt. Allen Geschenke schenken. Meine Geschenke sind rein symbolisch. Es gibt nichts, was es in Moskau nicht gibt. In Moskau gibt es Sachen, die es in Deutschland nicht gibt. Zum Beispiel alles rund um Schönheit ist auf einem enorm hohen Niveau. Zitat aus meinem Programm: „russische Frau bereitet sich für die Ehe. Man sagt ja auch, wer leiden will – muss schön sein.“

Es wird richtig hektisch in Moskau. Es stehen einige Beauty-Termine an.

Meine Schwester ist alleinerziehende Mutter von vier Töchtern, einer Katze, einem Dackel und zwei Wellensittichen und unserer Mutter. Sie, also meine Schwester arbeitet im sozialen Bereich. „Wo willst du eigentlich bleiben?“ fragte sie. „Bei uns? Kannst du dann den ersten Tag auf die Kinder aufpassen, ich muss ja arbeiten, Mutter ist beim Seminar.

„Nein!!!“ sagte mein Verstand. „Ja, klar!“ tippte ich in ein Whatsappchat ein. Die älteste ist 19. Da ist es eh zu spät mir dem Aufpassen. Mit meinem Sohn sind es aber immer noch 4 kleine Kinder…

Also, am ersten Tag, habe ich versucht möglichst lang zu schlafen... Aber trotzdem musste ich irgendwann mal die Kinder mit ganz viel Nutella bestechen, damit sie brav sind. Wir haben ganz viel unternommen, die ohne hin nicht aufgeräumte Wohnung zugemüllt und ein Kind hat sich das Gesicht mit Filzstiften bemalt. Ich bin stolz auf mich: ich habe es glaub‘ ich ganz gut hingekriegt und jetzt schlafen fast alle schon. Und ich setze mich an die Arbeit. Denn Moskau ist eh‘ kein Urlaub.

p.s. Ich bin nüchtern 😉

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Die Show in Leer – voll schön!

Gestern bin ich in Leer aufgetreten, bei der ersten Leerer Comedy Nacht. Die Location ist sehr interessant. „Alter Gutshof“ heißt sie und sieht aus wie eine riesengroße Scheune. Wir waren zu dritt da, der Ausbilder Schmidt, Thorsten Bär und ich. Ach so, das Publikum war natürlich auch da. Und sehr gute Männer am Ton! Obwohl es in Leer war, wurde die Location dann doch ziemlich voll.

Kalt war es. Heizpilze haben auch nicht viel gebracht, so kalt wie es war. Ich war echt froh, dass ich meine Winterjacke anhatte, denn auch im Backstage war es sehr, sehr kalt. Um so mehr habe ich von nett zubereitetem Essen gegessen. Das mache ich übrigens immer. Wenn es mir kalt ist, esse ich. Ist so ähnlich wie das mit der Brille und dem Hören. Ich muss oft das Fernsehen lauter machen wenn ich ohne meine Brille oder Kontaktlinsen fernsehe… Wie oft habe ich schon gesagt: „Warte mal, ich muss mal meine Brille aufsetzen, sonst hör‘ ich dich so schlecht.“

Ich hatte zwei Sets zu spielen. Beim ersten mal habe ich Svetlana auf die Bühne geschickt. Sie war ganz schön überrascht, dass im Publikum eine Landsfrau saß und immer – ohne zu lächeln – zu ihrem deutschen Mann rüber guckte. Keine Ahnung, ob sie innerlich Tränen lachte… Aber da verlor Svetlana unprofessionellerweise den Mut über russische Männer herzuziehen. Das Lied über Putin gefiel der Dame auch nicht besonders und sie sang nicht mit… Naja, oder sie sang mit, aber innerlich. Eine nüchterne Osteuropäische Frau die im Norden lebt. Wie lustig kann sie schon drauf sein. 😀

Beim zweiten Set ging ich dann als Liza Kos normal auf die Bühne und sang drei Lieder. Intrigation, Binisch und Deutschland. Das Publikum war sehr dankbar, hat super gut zugehört… mitgemacht und gefroren. Das letzte hat uns sehr verbunden.

Svetlana hat sich in Ausbilder Schmidt verliebt, denn er ist ja der erste richtige Mann, unter den Deutschen, den sie trifft. 😀

Thorsten Bär – auch super! Überhaupt alle beide – sehr, sehr nette Kollegen. Natürlich Profis 🙂

Der Holger (alias Ausbilder Schmidt) hat mir das Gefühl gegeben besonders wertvoll für Mixed Shows zu sein. Denn ich bin nicht nur eine Frau, sondern mache auch noch Musik und er sagte, würde ich reinen Stand-up machen, würde er mich vielleicht nicht einladen. Auch sehr interessant zu wissen, wo ich doch so darunter leide, dass ich immer noch kein 10-Minuten-Stand-up Set habe.

Ich merkte schon wieder dass mir Routine fehlt. Ich brauche viel mehr Auftritte! Und eine Bahncard 100 wäre cool… Ich bin überrascht wie genial es ist mit der Bahn zu fahren. Ich konnte im Zug super gut arbeiten!

Der Veranstalter ist ein super lieber Mann ursprünglich aus Sri Lanka. Ein sehr lieber und lustiger Mensch. Verrückt könnte er auch sein, aber vielleicht ist es nur eine andere Mentalität. a steckste nicht drin…
Aber die Unterkunft für die Nacht – da wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen soll. Eine riesengroße Villa, innen drin so, als hätte man seit dem 19. Jahrhundert daran nichts mehr getan. Quasi – ein Museum. Ohne heißes Wasser und ohne Heizung. Und draußen war es so kalt, dass man sehen konnte wie wir ausatmen. Ich glaube aber, der nette Herr aus Sri Lanka wird alle anderen Künstler nun doch im Hotel unterbringen… Denn ich habe mich dann beschwert, dass ich in der Winterjacke schlafen musste.. Da half das ganze Essen dann auch nicht. 🙂

Auf jeden Fall ist es ein krasses Erlebnis, das ich mit Thorsten Bär teile:D Wir werden uns dann Jahrzehnte später noch daran erinnern, wie wir halbe Nacht nicht schlafen gehen wollten weil uns die Motivation fehlte. Wie wir versucht haben uns die Unterkunft schön zu trinken… Und wie es dann doch nicht geklappt hat.

Ich habe dann noch an Flüchtlinge gedacht, dankte Gott dass ich ein Zuhause habe und schlief ein.

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Das Rauchen – ein Gedicht

Dich zu brauchen

Ist wie Dich zu rauchen

Und nicht aufzuhören.

Dir zu zuhören

Ist wie zu schweben

Als hätte man kein Gewicht

Ohne Dich zu Leben

Täte weh wie Gicht

Es zerbricht

mir mein Herz zu glauben

Jemand könnte es sich erlauben

In dich auch so einzutauchen

Dich genau so zu brauchen

Wie ich dich:

Wie ich dich rauche.

(Liza Kos 20.09.2015)

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Das Auftreten

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Auftreten. Das mache ich noch viel zu selten. Ich muss viel mehr auftreten. Um ehrlich zu sagen, fange ich erst jetzt an an meiner Karriere als Komikerin ernsthaft zu arbeiten (Komikerin – ernsthaft! Wie sich das anhört!). Ich habe am 26. Mai mein Solo gespielt… Das ist der Start. Davor habe ich NIX dafür getan um voran zu kommen und zwar aus Angst. Angst vor einem möglichen Erfolg. Wie das? Ja, ich hatte Angst, dass ich auf einmal viel mehr arbeiten müsste; als ich zu der Zeit könnte, da ich alleinerziehende Mutter bin. Jetzt ist mein Sohn 10 Jahre alt und ich kann quasi ausziehen… Nein, nein, noch nicht. Natürlich ist es noch zu früh, aber so nächstes Jahr vielleicht 😀

Also ich fange erst an! Ich trete auf, aber viel zu selten. Ich brauche viel mehr Auftritte um mehr Routine zu haben. Das ist sehr wichtig. Ich sehe ständig wie viel Luft noch nach oben bleibt. Bin ich perfektionistisch? Vielleicht. Ich finde da geht noch was. Ich kann es besser…

Deswegen: auftreten, auftreten und auftreten!

Gestern habe ich im Wohnzimmertheater in Köln gespielt und es war super. Es war so gut meine Schwächen zu erkennen. Aber auch die Stärken. Ich experimentiere viel, sehr viel – bei jedem Auftritt. Kein Gig gleicht dem anderen.

Gestern habe habe ich zum ersten Mal den russischen Akzent beim Reden nur der Rolle Svetlana Kalaschnikova überlassen. Liza, also ich, sprach ganz normal Deutsch, obwohl Intrigationslied noch anstand. Und das war richtig, war viel logischer in sich.

Ich bin immer für jedes Feedback und jede Kritik dankbar. Man könnte sagen „Kunst darf alles“, aber ich möchte unbedingt wissen wie es bei den Menschen ankommt. Was verstehen sie richtig und was nicht. Und da hatte ich gestern ein super Feedback bekommen. Ich habe die Refrains aus der Türkin rausgeschmissen und dann fehlte was. Aber auch mit Refrain würde ich sagen, fehlt da eine Haltung zu den Klischeehaften Beschreibungen meiner Vergangenheit in der türkischen Gesellschaft (Genau das wurde mir gestern gesagt, da fehlte meine Haltung). Dann weiß ich jetzt woran ich arbeiten möchte. Den meine Haltung ist ganz klar: Ich liebe den Islam. Ich respektiere Muslime und ich respektiere viele Traditionen sogar… Und was ich noch nirgendwo rüber gebracht habe: Ich habe viel Positives mitgenommen aus dieser Zeit. Es kommt so verbittert rüber, glaub ich. Doch es ist nicht so. Ich bin dankbar!

So. Auftreten muss ich viel… Es kann also sein, dass ich demnächst alles mitnehme an Shows was geht. Und wie sagte ein „polnischer“ Freund von mir? Iben, Iben und Iben 😉

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Das Lachen

Ich habe mein Lachen fast verloren. Zumindest viel davon. Das ist bei mir wohl die Nebenwirkung meines Berufes. Wenn Kollegen gut sind, freue ich mich. Aber ich kann noch lange nicht immer herzhaft über Witze/Gags meiner Kollegen lachen. Es ist nicht böse gemeint, wenn ich nicht lache, meine lieben Kollegen!

Umso weniger ist es für mich ein Problem, wenn ich im Publikum Menschen entdecke die gar nicht lachen. Seit Neustem weiß ich, dass solche Menschen zum Lachen nicht in den Keller gehen, sondern in sich hinein. Eine Frau sagte mir nach einem meiner Auftritt: „Wir sind ja hier im Norden, wir sind hier so. Wir lachen nicht, wir schmunzeln in uns hinein, aber das ist dann echt!“ Da habe ich echt lachen müssen :D.
Um so mehr schätze ich die Menschen im Publikum, die laut und ausgelassen lachen können. Ohne diese Menschen wären unsere (der Comedians) Auftritte ziemlich langweilig. Und kurz. Denn je länger ihr lacht, desto mehr Zeit haben wir zwischen den Gags 😀
Das Lachen des Publikums ist für mich eine Art Verschnaufpause und wenn ich meine Nummer noch nicht ganz gut kann, ist es für mich genau der Moment wo ich mich tierisch konzentriere um mich an die Fortsetzung zu erinnern.

Worüber ich immer noch lachen kann – Situationskomik. Und ich kann lachen über das Lachen der anderen Menschen. Manchmal ist es halt sehr ansteckend.
Lustig ist die Arbeit als Comedian an sich. Wenn ich etwas Neues schreibe, lache ich doch tatsächlich schon mal laut selbst über meinen Gag. Sagte ich schon, dass ich meine Arbeit liebe?

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